Montag, 2. April 2012
Ägypten, nach der Revolution ist vor der Revolution
Nach der Revolution ist hier wohl klar vor der Revolution. Die Regierung hat das aber noch nicht mit bekommen. Nach wie vor sind die eindeutig zu blöden Kräfte, Kräfte, die nicht sehen, das hier Jobs benötigt werden, Kräfte, die lieber auf Diktatur als auf Demokratie setzen, Kräfte die andere Bevormunden oder ins Gefängnis stecken usw. usw .in der Überzahl.

Woran erkennt man dies?
1. Seit mehr als drei Monaten gibt es einen Diesel-Engpass. Das heißt bei vielen Tankstellen gibt es gar kein Sprit mehr, was dazu führt, das diese Tankstellen dann schließen müssen und somit die Einnahmequelle einer Familie vernichtet wird. Mindestens eine solche Tankstelle gibt es in meinem Dorf.
2. Seit mehreren Monaten gibt es einen Diesel-Engpass der sich nun seit etwa vier Wochen auf Benzin ausweitet. Das heißt die gesamte Bevölkerung ist damit beschäftigt an den Tankstellen auf den nächsten Tankwagen zu warten. Wenn diese Leute an den Tankstellen warten können Sie schon mal nicht über die Regierung schimpfen. Wenn Sie dort warten können Sie schon mal nicht Demonstrieren gehen. Wenn sie dort warten haben Sie keine Zeit darüber nach zu denken was Sie alles sonst noch haben wollen oder benötigen.
3. Wenn sich die politischen Gegner an den lokalen Tankstellen gegenseitig die Köpfe einschlagen und gegenseitig niedermetzeln, so muss sich die regierende Partei die Finger schon wieder nicht dreckig machen.
4. Wenn ich der lokalen Bevölkerung den Zugang zu Gas verweigere und diese dadurch nicht mehr in der Lage ist zu kochen, so ist die Bevölkerung wiederum damit beschäftigt, wie sie nun eine warme Mahlzeit auf den Tisch bekommt.
5. Schon andere Diktaturen haben gezeigt wie es geht! Zitat:“Mobutus Putsch bedeutete das Ende der Demokratie und den Beginn seiner mehr als drei Jahrzehnte währenden Diktatur, die sich als eines der brutalsten und korruptesten Regimes des nachkolonialen Afrika erweisen sollte. Zur Festigung seiner noch jungen Herrschaft benutzte er eine Kombination aus Gewalt, Korruption und der frühzeitigen Ausschaltung möglicher alternativer Machtzentren, eine Kombination, die für seine ganze weitere Herrschaft prägend blieb. Anders als die bisherigen Politiker des jungen Landes fand er seine Machtbasis nicht in einer Partei oder einer Ethnie (also in irgendeiner Weise dem „Volk“), sondern im von ihm kontrollierten Militär und in seinem Verbündeten, den USA. Zugleich hatte er in den Jahren seit der Unabhängigkeit ein weit reichendes Netz aus Kontakten, Allianzen, Verbindungen und Verpflichtungen im Apparat des Staates und darüber hinaus aufgebaut, die ihn fast unangreifbar für seine Gegner machten und ihm ermöglichten, in den kommenden Jahren seine Gegner nach und nach auszuschalten. Ironischerweise war es gerade diese Unangreifbarkeit, die ihn anfangs im Volk beliebt machte, denn nach der Kolonialzeit, den enttäuschten Hoffnungen der Unabhängigkeit und den Jahren des Bürgerkriegs wollten die Menschen nur noch Frieden und begrüßten daher anfangs Mobutus „Säuberungen“.“ vgl.: wikipedia.de
Also frühzeitiges Ausschalten möglicher alternativer Machtzentren! Qena ist ein solches hier in Ägypten und hier gibt es die meisten Probleme mit Diesel und Benzin.
Auch die jungen Revolutionäre aus der Bewegung vom 25.Januar 2011 sind mehr oder weniger ausgeschaltet. Sie treten nicht mehr in Erscheinung.

Es ist traurig und spannend zugleich den Wandel von einer Diktatur zur nächsten Diktatur mit erleben zu dürfen.

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